Hardware-Startup plants and machines, Logo und Gruppenbild

plants & machines - Wie war das eigentlich bei euch?

Mit diesem Beitrag starten wir unsere Interview-Blogreihe mit Hardware-Startups. Wir haben Gründern von Hardware-Startups Fragen gestellt, die wir interessant finden und sich mit der Idee, dem Ablauf der Gründung u.Ä. beschäftigen. Wir fangen an mit Martin Breuer von
plants & machines, einem Startup, das automatisierte Ökosysteme für zu Hause liefern will. Oder anders gesagt: vollautomatisierte Mini-Gewächshäuser für Deine Wohnung. Dies hier ist ihr Slogan, der uns hier bei alpha-board ganz gut gefällt:

Putting the bot back into botanics
plants & machines kommt übrigens aus Weimar, was uns zeigt, dass nicht alle Hardware-Startups unbedingt aus Berlin sein müssen.

Was war zuerst da, die Idee für das elektronische Produkt oder der Wunsch, ein Hardware Startup zu gründen?

Auf jeden Fall war die Idee zuerst da.

Wie kam euch die Idee für euer Produkt?

Während unseres Studiums haben wir in unserer Freizeit an verschiedenen Projekten zusammen gearbeitet, meist bis spät in die Nacht - sehr zum Nachsehen unserer grünblättrigen Freunde zu Hause. Nachdem einige unserer Pflanzen die ewigen Jagdgründe segneten, war die Mission klar:
Wir brauchen Roboter, die sich um unsere Pflanzen kümmern, während wir am Hacken sind.

Was waren eure ersten Schritte, die ihr damals unternommen habt?

Als Erstes haben wir uns mit verschiedenen Anbausystemen beschäftigt und die Vor- und Nachteile von Aquaponik, Aeroponik und Hydroponik ausgelotet und auch noch einmal unsere Biologie und Chemie Kenntnisse aufgefrischt. Darauf folgte ein proof of concept-Prototyp für ein automatisiertes aquaponisches System. Während meiner Masterthesis in Architektur entstanden die ersten größeren und komplexeren Systeme. Bald gelangten wir an die Grenzen der existierenden Technologien, wie z.B. Arduino. Seitdem konzentrieren wir uns auf die Soft- und Hardware-Entwicklung unserer eigenen Automatisierungsplattform.

Wer/was hat euch geholfen?

In der frühen Phase hat uns der Hackerspace Maschinenraum in Weimar sehr geholfen. Er bot Raum, Werkzeug und viel Wissen. Als wir allerdings größere Systeme bauen wollten, brauchten wir mehr Platz. Das Gründerzentrum neudeli (auch in Weimar) stellte uns eine Garage zur Verfügung, in der wir ohne Rücksicht auf den Denkmalschutz mit Wasser spielen konnten. Natürlich bekommen wir auch viel Unterstützung von Freunden und unseren Familien.

War es schwierig, den Prototypen zu bauen?

Nein. Wir kommen aus den Open Source- und DIY-Kreisen und hatten schon immer den Drang hands on zu arbeiten. Auch bei anderen Projekten, an denen wir gemeinsam gearbeitet haben, war es uns immer wichtig, zu "machen" und nicht zu "quatschen". Dazu kommt, dass das Studium an der Bauhaus-Universität Weimar, egal welcher Studiengang, sehr projektorientiert ist. Viel schwieriger ist der Weg vom Prototypen zum pre-production-Pilot. Einem Prototypen verzeiht man noch einige Macken und hat immer im Hinterkopf, dass man dieses und jenes bei der nächsten Iteration verbessern wird - aber so ein Pilot muss an allen Ecken stimmen.

Was ist einfach gelaufen, was war schwer?

Wir sind ein ziemlich breit aufgestelltes Team, jeder hat so sein Spezialgebiet. Dennoch ist es wichtig, dass das gesamte Team Einblicke in alle Bereiche des Unternehmens hat. Wenn z.B. der Ingenieur, der die Elektronik entwickelt, kein Verständnis von den Finanzen hat, ist Ärger vorprogrammiert. Wir finden Adhocracy ziemlich sympathisch und die fordert ein großes Maß an Austausch und sorgt dafür, dass jeder über seinen eigenen Tellerrand schauen muss. Das klappt bei uns sehr gut. Hardware is hard, sagt man und ganz abwegig ist das nicht. Da wir alle frisch von der Uni kamen, als wir anfingen an unserem Produkt zu arbeiten, haben wir natürlich vieles zum ersten Mal gemacht. Sowohl bei der Hard- als auch bei der Softwareentwicklung gab es immer wieder Aufgaben, bei denen wir den Aufwand unterschätzt haben. Mittlerweile wissen wir aber mit solchen Ungewissheiten umzugehen und die Liste an Dingen, die wir noch nie gemacht haben, wird ständig kürzer.

Was würdet ihr beim nächsten Mal besser machen?

Im Nachhinein gibt es immer viele Dinge, die nicht ganz optimal gelaufen sind und die man beim nächsten Mal anders machen wird. Wichtig ist, dass nichts davon zu einer Katastrophe geführt hat, alle noch ihre Finger haben und uns noch kein Prototyp abgefackelt ist.

Was würdet ihr anderen raten, die ein Hardware-Startup gründen wollen?

  1. Überschätzt nicht die Risikobereitschaft deutscher Investoren, bei Hardwareprojekten steigen die meisten aus.
  2. Ein Hardware-Startup zu bootstrappen ist schmerzhaft, aber machbar.
  3. Bevor ihr anfangt zu basteln, setzt euch mit Design For Manufacturing auseinander.
  4. Bei allen Schätzungen zu Deadlines oder Budgets: nehmt die erste Kalkulation und rechnet Mal zwei.
  5. Solltet ihr unter Budget und vor Deadline fertig werden, super, das motiviert das Team!


Wir sagen Danke für das Interview!