Interview mit Pangea

Mit diesem Beitrag setzen wir unsere lose Blog-Reihe Interviews mit Hardware-Startups fort (bislang erschienen u.a. Interviews mit Martin Breuer von plants & machines, Christian Bogatu von KIWI, Stefan Klug von Water Rebels, Nikolaos Baltsios von Binando und mit Enri Strobel von Horse Analytics. Wir stellen Gründern von Hardware-Startups Fragen, die sich mit der Ideenfindung, dem Ablauf der Gründung u.Ä. beschäftigen.

Unser aktuelles Interview führen wir mit Cenk Toprak von Pangea Electronics. Ihr Startup arbeitet an einem echten Hardware-Produkt, einem auf Open-Source basierenden modularen Laptop, dem Pangea Sun.

Was war zuerst da, die Idee für das elektronische Produkt oder der Wunsch, ein Hardware Startup zu gründen?

Eigentlich zuerst die Idee des modularen Laptops Pangea Sun. Wir haben gleich losgelegt, um herauszufinden ob es überhaupt funktionieren könnte. Als wir schließlich die Lösung fanden und eine Vorstellung vom Endprodukt hatten, erst dann ging es in Richtung Unternehmensgründung.

Wie kam euch die Idee für euer Produkt?

Wir haben mehrere Laptops und andere Computer auseinander genommen, weil wir wissen wollten, wie es zu immer dünneren und billigeren Endgeräte kam. Als wir erkannten, dass mittlerweile ganze Recheneinheiten auf sogenannte Single Board Computer (SBC) verkleinert wurden, wussten wir, dass wir auch die Architektur des Gehäuses verändern konnten. Und das haben wir auch getan.

Was waren eure ersten Schritte, die ihr damals unternommen habt?

Der erste Schritt war, einen alten Laptop zu kaufen und erstmal das ganze Mainboard, DVD Laufwerk, Festplatte und Tastatur komplett zu entfernen. Wir hatten jetzt den Monitor des Laptops und das SBC mit seinem Netzteil. Wie bringen wir jetzt das Bild vom SBC auf dem Panel? Nach langer Recherche wurden wir fündig und haben bei ebay ein sog. MonitorBoard bestellt, der mit dem Panel kompatibel war. Der Rest war einfach: Strom rein, HDMI dazwischen geschaltet und Tadaaa geboren war unser erster SBC-Laptop:

Wer/was hat euch geholfen?

Am Anfang hat uns weder Jemand noch Etwas geholfen. Wir mussten alles in Eigenregie und mit Laienkentnissen entwickeln. Es waren große Anstrengungen, um für die einfachsten Aufgaben wie Stromversorgung oder Gehäuse-Konstruktion Mitarbeiter zu finden. Wie auch mit dem Budget. Aber mit nur 600 € und vieeeeeel Geduld beim 3D Druck hatten wir unseren Traum vom modularen Laptop verwirklicht:

Was ist einfach gelaufen, was war schwer?

Eigentlich lief und läuft alles schwer. Das wir es von nur einer Idee soweit geschafft haben, stoßen wir bei vielen Menschen immer noch auf Zweifel, ob und wie es funktioniert. Trotz der großen Fortschritte, die wir mit minimalen Mitteln erreicht haben. Und schwer war eigentlich jede Hürde, die wir bisher gemeistert haben. Aber das hat uns in den letzten 2 Jahren nicht davon abgehalten, weiterzumachen.

War es schwierig, den Prototypen zu bauen?

Schwierig war es schon, aber durch die Unterstützung von alpha-board, speziell von unserem damaligen Projekt-Ingenieur Daniel Lenz und Patrick Schulz, die uns mit der Technik unter die Arme gegriffen haben, konnten wir auch diesen nächsten Meilenstein meistern. Unseren Pangea Sun in Real Prototyp seht ihr hier:

Was würdest Du beim nächsten Mal besser machen?

Eigentlich würden wir alles ganz genau so wieder machen wie bisher. Manchmal verlängert Unwissenheit den Weg zum Ergebnis, die Erfahrungen, die wir jedoch dabei gesammelt haben, sind mit keiner Aus-/Weiterbildung, keinem Buch und keinem Ratschlag zu vergleichen. Das ist etwas Einzigartiges, das letztendlich auch in das Produkt einfließt und es zu einem Unikat macht.

Was würdest Du anderen raten, die ein Hardware-Startup gründen wollen?

Uns hat es sehr geholfen, einfach loszulegen. Recherchen und Meinungen von anderen hätten unseren Traum nur zerredet. Aber durch unsere Ausdauer und Geduld haben wir Fortschritte erzielt. Und belohnt wurden wir mit Fans: Tag für Tag immer mehr.

Was hätte ich euch noch Fragen sollen, aber hab`s vergessen?

Warum wir das überhaupt machen: Klar spielt die Herausforderung, so etwas Großes und Einzigartiges zu verwirklichen, eine große Rolle für unsere Motivation. Stellt euch mal vor, was wir alles mit der Modularität verändern können. Wir können für ältere Mitmenschen andere Tastaturen nutzen. Oder auf unseren Smartphones arbeiten. Und vielleicht das ständige Kaufen von Laptops, alle paar Jahre, ganz abschaffen. Wir wollen aber noch einen großen Schritt weiter gehen und langfristig die Produktion in Afrika aufbauen: Menschen dort in versicherte Arbeitsplätze bringen und junge Menschen durch unsere Ingenieure weiterbilden und eine modernen IT Infrastruktur aufbauen.